Cosycooking

Besuch bei Sonnentor in Niederösterreich - Teil 1

Mitte Juli machte sich frühmorgens ein bunt zusammengewürfeltes Grüppchen aus dem Allgäu auf in Richtung Niederösterreich. Die Mission: Besuch bei der Firma Sonnentor und bei drei Bauern die Kräuter für Sonnentor anbauen. Organisiert und zusammengestellt wurde das Programm vom Kräutergarten Artemisia. Die meisten der Teilnehmer haben beruflich mit Kräutern zu tun oder sind einfach an biologischen Produkten und einer nachhaltigen Lebensweise interessiert - Biobauern, Besitzerinnen von Bio-Hotels und Pensionen, Kräuterführerinnen, oder auch Mitarbeiter von Firmen die Produkte aus biologisch angebauten Kräutern herstellen. Ich - schon seit Jahren Kräuterinteressierte - hatte mich kurzfristig und sehr spontan angemeldet. Ein weiteres Kriterium: Sonnentor-Produkte sind schon lange nicht mehr aus meiner Küche wegzudenken. Es war die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen.

Am frühen Nachmittag erreichten wir das Waldviertel. An der tschechischen Grenze gelegen, erstreckt sich das Gebiet auf einem Hochplateau auf ca. 700 m.ü.M. Ein sogenanntes wirtschaftliches Randgebiet, industriell wenig entwickelt, landwirtschaftlich geprägt. Es wird hauptsächlich Getreide angebaut. Das Highlight für mich - die blühenden Mohnfelder. Hell- bis dunkelrosa strecken sich die Köpfe in die Höhe. Diese Farbenpracht! Ich war überwältigt, hatte ich das so noch nie gesehen. Nach unserer verspäteten Ankunft am Sitz der Firma Sonnentor in Sprögnitz (ca. 15 km von der Bezirkshauptstadt Zwettl entfernt) wurden wir von den Sonnentor Mitarbeitern Karl, Franz und Heide herzlich begrüsst und durch die Firma geführt. Antwort auf meine Frage, ob ich fotografieren darf: "Klar, wir haben hier nichts zu verbergen". Das war schon mal ein sehr symphatischer Anfang. Jedes Jahr möchten ca. 40'000 Besucher mehr über Sonnentor erfahren und schauen sich den Betrieb in Sprögnitz an.Die Firma wurde 1988 vom damals 23jährigen Johannes Gutmann als 1-Mann Betrieb gegründet. Er hatte die Vision, den Kräuterspezialitäten der Waldviertler Bauern eine überregionale und internationale Vermarktungsplattform zu geben. Das zu einer Zeit, als Bio noch weit davon entfernt war, Trend zu sein. Ein wesentliches Merkmal seiner Idee war es, die Rohstoffe direkt vor Ort von den Bauern verarbeiten zu lassen. Damit sollte kleineren Bauernhöfen ein geregeltes Einkommen ermöglicht und diese vor der Schliessung bewahrt werden. Das wird bis heute so gehandhabt. Manche von ihnen haben schon zu dieser Zeit ihre Produkte biologisch angebaut, andere haben erst als Partner von Sonnentor auf Bio-Anbau umgestellt. Heute beliefern insgesamt 150 Bauern die Firma mit ihren biologisch angebauten Kräutern. Sonnentor hat die letzten Jahre mit dem sich rasant entwickelnden Bio-Boom ein atemberaubendes Wachstum hingelegt. Alleine von 2007 bis 2010 ist die Anzahl der Mitarbeiter von 80 auf 130 gestiegen. Gemäss Philosophie von Sonnentor werden ausschliesslich Arbeitskräfte, die in der Region ansässig sind angestellt. Das bietet Chancen. Viele Möglichkeiten gibt es für Arbeitssuchende im Waldviertel nämlich nicht. Ein Grossteil der Arbeitnehmer ist gezwungen zu pendeln, ein Grossteil davon nach Wien.Auf dem Firmengelände befinden sich mehrere Gebäude. Das Empfangsgebäude mit einem kinobestuhlten Informationsraum, die Cafeteria und der Laden mit allen Sonnentorprodukten. Nach einem Infofilm und einer Stärkung mit verschiedenen süssen Produkten und einem Tee ging es in Richtung Lagerhalle. Die angelieferte Ware wird in einem Hochregallager zwischengelagert. Die Luft riecht intensiv nach Kräutern und Gewürzen. In den Behältern liegen riesige Säcke mit Kümmel, Zitronenverbene, Rosen- und Hanfblätter und auch exotischen Gewürzen wie z.B. Kurkuma. In einer weiteren Halle werden die in standardisierten Plastiksäcken angelieferten Produkte gereinigt und zum Verpacken vorbereitet.Auf dem Rückweg ins Hauptgebäude haben wir noch einen kurzen Stopp im Schaugarten gemacht. In diesem werden viele verschiedene Kräuter und Beeren angebaut. "Naschen erlaubt" steht auf den Schildern. Das musste uns niemand zweimal sagen. Knallrote Johannisbeeren und zuckersüsse Himbeeren verschwanden direkt vom Strauch in unsere Münder. Die verschiedenen Kräuter sind alls gekennzeichnet. Die meisten davon kannte ich. Es gab aber auch Unbekanntes, wie den Colastrauch, dessen Blätter beim Zerreiben tatsächlich sehr intensiv nach Cola riechen. Nach der ausgiebigen Tour konnten wir uns in der Cafeteria mit Kuchen, Kaffee und Getränken stärken. Das habe ich ausgelassen und mich gleich in das Geschäft, das jede Tour abschliesst, begeben. Dort sind alle Sonnentor-Produket die aktuell im Sortiment zu finden sind, erhältlich.

Im 2. Teil werde ich von den Besuchen bei drei Bauern, die seit Beginn an, Sonnentor beliefern berichten. Zusätzlich gibt es ein Zucchinikuchen-Rezept von einer der Bäuerinnen, die mir dieses netterweise auf meine Anfrage nachträglich per E-mail zugeschickt hat.

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