Die Zeiten wo die Spargelsaison spurlos und unbemerkt an mir vorüberging sind vorbei. Zum Glück. Nicht weil ich die grünen und weissen Stangen nicht mag. Nein, das war nicht Grund. Eher Nachlässigkeit. Und irgendwann war die Spargelzeit zu Ende bevor ich mich durch die zahlreichen Rezepte gekocht hatte. Dieses Jahr freue ich mich jeden Freitag auf den Einkauf auf dem Bauernmarkt, wo es die frischesten grünen Spargeln aus dem Thurgau und dem St. Galler Rheintal (offen) zu kaufen gibt. Auch in Bio-Qualität. Die Saison hat bereits vor 3 Wochen begonnen und ich bin derer noch immer nicht überdrüssig. Wie könnte ich auch. Es gibt zu viele Rezepte die ich Ausprobieren möchte. Und die ich bis zum 27. Juni so oder so nicht alle schaffen werde.
Die Idee für die Orangen-Kerbel-Zabaglione habe ich aus Zürich mitgebracht. Ich hatte mich dort vor ein paar Wochen zu einem Kochkurs zum Thema "Nordic cooking" angemeldet. Auf dem Weg dorthin überkamen mich Zweifel. Aus Interesse und Neugier und dem Wunsch etwas Neues zu lernen, hatte ich schon an einigen Kursen teilgenommen und wurde meistens enttäuscht, weil soviel Neues eben nicht vermittelt wurde. Das sollte hier anders sein. Nicht weil ich etwas grundlegend bewegend Revolutionäres mitbekommen hätte, nein - es war vor allem anregend und ausgesprochen inspirierend (über das Eine oder Andere werde ich im Blog noch berichten). Dazu hat sicherlich auch die Atmosphäre beigetragen. Den Apéro mit Blick auf den Zürichsee zu geniessen und dann in einer topmodern ausgestatteten Küche zu werken, hatte schon was. Zürich ist eben Zürich und nicht die Ostschweiz. Das für Zürcher die Schweiz nach Winterthur so oder so aufhört und die Ostschweiz wenig schmeichelhaft als Mostindien bezeichnet wird, ist aber ein anderes Thema. An diesem Abend Anfang April hat sich ein bunt gemischtes Grüppchen getroffen und ist dem Slogan der Stadt "Little Big City" wohl mehr als gerecht geworden - Schweizer, Amerikaner, Deutsche und ich aus Österreich - "Hallo, du heisst doch auch Birgit, woher kommst du denn, jemand der Birgit heisst, kommt nämlich nicht aus der Schweiz?!" - fragte mich eine Berlinerin - und hatte Recht.
Zurück zur Zabaglione. Man kennt sie als italienische Nachspeise - Weinschaumcreme, die im Wasserbad schaumig geschlagen wird. Zum Spargel muss es nicht immer klassische Hollandaise oder Béarnaise sein. Die Zabaglione passt geschmacklich toll zu den grünen Spargeln und ist fix zubereitet. Wer einen leicht süsslichen Touch auf seinen Spargeln nicht scheut, wird sie mögen. Ausserdem ist die Orangen-Zabaglione ein Fall für die schnelle Alltagsküche. In Zürich wurde sie zu Fisch und Spargel gegessen. Kleine Ofenkartoffeln passen auch. Ich habe zu Hause ein paar Versionen ausprobiert, u.a. nur mit Limettensaft, was mir aber dann doch zu sauer war. Am Besten schmeckt sie mir mit weniger Honig als im Originalrezept vorgesehen und zusätzlich mit einer Handvoll Kerbel. Ich habe noch einen Spritzer Limettensaft reingegeben. Dadurch bekommt sie einen zusätzlichen Frischekick.
ORANGEN-ZABAGLIONE ZU GRÜNEN SPARGELN (Rezept: adaptiert nach einem Rezept von angelfood, Zürich)
Zutaten für 4 Personen
- 50 Mililiter frisch gepresster Orangensaft
- 1 Spritzer Limettensaft
- 4 Esslöffel Prosecco
- 2 Eigelb
- 1 Esslöffel Akazienhonig
- 1 Handvoll Kerbel
- alle Zutaten, ausser den Kerbel, in eine Pfanne geben und unter ständigem Rühren mit dem Schwingbesen langsam erhitzen und ca. 2-3 Minuten schaumig rühren, Achtung- die Zabaglione nicht zu heiss werden lassen, da sonst das Eigelb gerinnt
- den Kerbel dazugeben
- mit dem Stabmixer kurz aufmixen und sofort servieren
11.05.2011
Das ist eine ausgesprochen feine Inspiration die Du Dir da mitgebracht hast. gefällt mir prima und werde ich sicher bald nachkochen!
12.05.2011
Ich mag normalerweise nicht die süße Zabaglione (untypisch für eine Italienerin ), aber diese Variante zum Spargel gefällt mir ausgesprochen gut. Ich notiere mir auch die Kochschule, bin öfter in Zürich bei meiner Schwester.
Sehr schönes Rezept, danke!
13.05.2011
@Foodfreak: schnell gemacht und leicht. Wenn man das leicht süssliche nicht scheut (ich habe die Honigmenge ohnehin reduziert) ist das eine Alternative zu den üblichen Verdächtigen.
@Alex: Zabaglione als Nachtisch kann ich auch nichts abgewinnen. Ich fand den Abend sehr inspirierend. Es gab viele Tipps von Nicole und ich hab' mir einiges an Ideen aufgeschrieben. Habe mich grad gestern nochmal für einen Kurs angemeldet.
13.05.2011
hm, das klingt ja lecker. spargel mit orange hatte ich letztes jahr auch schon mal