Cosycooking

(Deutsch) Kopenhagen - für Foodies und Designliebhaber

Wenn einem Gelegenheiten geboten werden, soll man sie am Schopf packen. Genau das habe ich im April gemacht, als ich kurzfristig einen Flug gebucht, meine Koffer gepackt habe und für eine Woche nach Kopenhagen geflogen bin, um die Hauptstadt Dänemarks zu entdecken. Eines gleich vorweg - als konsequente Verweigerin von klassischen Sehenwürdigkeiten, habe ich die kleine Meerjungfrau einfach links liegen gelassen und mich stattdessen auf das konzentriert, für was Kopenhagen heute buchstäblich in aller Munde ist - Food. Dazu gab es einen Bonus. Als Liebhaberin von nordischem Design war ich ebenfalls genau am richtigen Ort.

Übernachtet habe ich im trendigen Stadtteil Frederiksberg. Geschäfte, Restaurants und Cafés prägen das Bild. Ich habe meiner Gastgeberin der privaten Unterkunft gleich nach meiner Ankunft erzählt, dass ich Kopenhagen mit dem Fahrrad erkunden möchte. Sie könne mir gratis eines zur Verfügung stellen. Prima! Alt, klapprig und verrostet, aber den Zweck erfüllend, entdeckte ich die nächsten Tage die Hauptstadt Dänemarks mit dem Drahtesel. Es gibt nichts Besseres! Es ist flach, die Fahrradwege sind breit und die Autofahrer rücksichtsvoll. Sie kennen es nicht anders. Nach ungefähr 1 1/2 Tagen habe ich aufgehört, beim über die Kreuzung fahren, nach links hinten zu schauen, ob die Autos beim Rechtsabbiegen auch wirklich stehen bleiben. Die Dänen machen das ja schliesslich auch nicht. In die Pedale treten macht Spass und so düse ich von einem Highlight zum Nächsten. Eines davon - die zahlreichen Restaurants.

The New Nordic Cuisine - die neue nordische Küche liegt weltweit voll im Trend. Regionale, in der Nähe wachsende Zutaten, ungewöhnliche Kombinationen und sehr einfach zubereitet, das zeichnet diese Küche aus. Das bekannteste Restaurant und wohl auch Wegbereiter ist das Noma, das nach der Pellegrino Liste beste Restaurant der Welt. Ich war nicht dort. Obwohl grundsätzlich überhaupt kein Problem, möchte ich in so ein Restaurant nicht alleine essen gehen. Das was ich mir ausgesucht hatte, plus die vielen Tipps von katha haben mich aber trotzdem durch ein, wie ich finde, breites Spektrum der dänischen Küche geführt.

Es wurden in Kopenhagen in den letzten paar Jahren einige Restaurants von ehemaligen Köchen des Noma eröffnet, wie das Radio, Manfreds oder das Geranium. Ich habe diese, aber auch traditionell dänisches wie Smorgasbord - Roggenbrotscheiben mit allerlei belegt - probiert und war/bin begeistert. Eine Küche, die einen immer wieder überrascht. Empfehlenswert! Vor allem die Lockerheit mit der die Dänen das machen. Nicht steif und stier ist die Devise, sondern locker und ungezwungen. Man darf nicht überrascht sein, wenn der Sommelier an den Armen durchgängig Tattoos zur Schau stellt. Das ist ganz normal - und eigentlich sehr symphatisch.

Wenn jemandem, wie mir, nordisches Design gefällt, der wähnt sich in Kopenhagen im 7. Himmel. Vom Designkaufhaus Ilhum Bolighus - in Europa wahrscheinlich einzigartig - bis zu toll bestückten Flohmärkten bietet die Stadt ein weites (Einkaufs-)Feld. Die Hinreise mit halbleerem Koffer und einer zusätzlichen, leeren Tasche hat sich als goldrichtig erwiesen. Besonders gut gefallen hat mir das von dänischen Keramikerinnen produzierte Geschirr, jedes einzelne mit ganz persönlichen Note. Oft sind es individuelle Stücke die ihre Handschrift tragen, fern von jeglicher Massenproduktion.

Hier meine ganz persönlichen Favoriten:

Restaurant Radio, Julius Thomsens Gade 12, 1632 Copenhagen, Tel. +45 25 10 27 33: Mein Top-Favorit! Danke an katha für diesen (und noch andere) wertvolle Tipps. Ich war mittags dort und ausser meinem, war nur ein Tisch belegt. Als Amuse bouche hatte ich eine in Essig gedünstete Schalotte mit geräuchertem Frischkäse und getrockneten Kapern und zum Hauptgang sous-vide gegartes Lamm mit Chicorée und schwarzem Knoblauch. Die Zutaten perfekt aufeinander abgestimmt. Das Fleisch butterweich, das Gemüse noch knackig. Genau so mag ich es.

Meyers Deli, Godthabsvej 10, 2000 Frederiksberg, +45 25 10 27 30: an verschiedenen Standorten in der Stadt zu finden. Zum Imperium von Claus Meyer gehört auch die Meyers Bageri (Bäckerei). In Dänemark ist er eine Institution. 2003 war er Mitbegründer des Noma und er hat sich die Schlagworte regionale Zutaten, frisch, hochwertig auf die Fahnen geheftet. Auf der Insel Lilleo wird ein Grossteil der Produkte auf der von Claus Meyer betriebenen Farm angebaut. Ein Teil des Angebotes ist Bio. Eine der Niederlassungen liegt nur ein paar Meter von meiner Unterkunft entfernt und ist nicht nur meine Haupt-Frühstücks-Anlaufstelle. Morgens Sauerteigbrote, Süsses, Müesli, frische Säfte und tagsüber und abends eine sehr abwechslungsreiche Karte aus der die Auswahl schwer fällt. Man kann sich stundenlang verweilen, lesen, am Laptop sitzen und wird nie gedrängt noch etwas zu bestellen. Top!

Torvehallerne, Frederiksborggade 21, 1360 Kopenhagen: Zwei nebeneinanderliegende Markthallen mit einer Auswahl an Foodständen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Ich hatte mich für Smorgasbord entschieden und dazu ein herrlich bitteres Mikkeler Bier aus der gleichnamigen Mikrobrauerei getrunken.

Ilhums Bolighus, Amagertorv 10, 1160 Kopenhagen: Designkaufhaus in der Fussgängerzone. Hier kann man locker einen ganzen Tag verbringen. Mit dem nötigen Kleingeld gibt es alles um es sich zu Hause gemütlich zu machen. Alle Produkte namhafter (dänischen) Designer sind zu finden.

Royal Copenhagen, Amagertorv 6, 1160 Kopenhagen: Gleich neben dem Ilhums Bolighus ist der Showroom der dänischen Porzellanmanufaktur, die sich im Besitz des dänischen Könighauses befindet. Das Geschirr in verschiedenen Dessins ist ein Traum und extrem teuer. Ich habe mir sagen lassen, dass es keinen Haushalt in Dänemark gibt, der kein Royal Copenhagen Geschirr hat. Man kann locker ein paar Stunden in dem Geschäft verweilen - und träumen. Obwohl ich viel Porzellan gekauft hatte, ein Stück von Royal Copenhagen war (leider) nicht dabei.

Stilleben, Nils Hemmingsensgade 3, 1153 Kopenhagen: ein kleiner feiner Laden mit viel Porzellangeschirr und witzigen Einrichtungsgegenständen. Hier gibt es schöne Sachen, die man sonst in keinem Laden findet.

Corfixen, Rolighedsvej 20, 1958 Frederiksberg: mein Lieblingsgeschäft in Kopenhagen. Entdeckt hatte ich es, auf dem Weg von Frederiksberg ins Zentrum. Verkauft wird vor allem Porzellan von dänischen Künstlerinnen wie Anne Black, Ditte Fischer und Malene Helbak. Ganz besonders angetan hatte es mir die Butterdose aus Porzellan von Susan Liebe. Mein absolutes Lieblingsstück auf Jahre.

Flohmarkt Israels Plads, Nähe Station Norreport, Öffnungszeiten Mai-Oktober, 8 - 14 Uhr : Erst war ich ein bisschen enttäuscht, dann begeistert. Erst präsentiert er sich klein und unspektakulär und entfaltet, wenn man sich Zeit nimmt erst so nach und nach seine ganze Pracht. Es war das erste Mal, das ich Leute gesehen habe, die einem Händler ganze Geschirrservices abgekauft haben, noch bevor er sie ausgepackt hatte. Vollbepackt mit Taschen musste ich mit dem Fahrrad nach Hause laufen.

Auf dem Gelände der alten Carlsberg Brauerei, Ny Carlsberg Vej, findet am Wochenende in einer Halle 2 x im Jahr - April und Oktober - ein Flohmarkt statt. Den Sommer über im Freien. Die Anfahrt lohnt sich. Ich habe schöne Teller aus den 40er Jahren gefunden.

Im Multikulti-Viertel Norrebro findet man in der Ravnsborggade in jedem 2. Haus ein Antikgeschäft mit allerlei Krimskrams und das Geschäft Bungalow, Ravnsborggade 17, 2200 Copenhagen. Dort gibt es u.a. tolles Geschenkspapier, Tischtücher und Geschenkboxen.

Danish Design Centre, gegenüber dem Tivoli: verschiedene Ausstellungen zu Alltagsgegenständen die von dänischen Designern entworfen wurden und längst zu Klassikern wurden. Zurzeit gibt es eine temporäre Ausstellung über Materialen, die in Zukunft unseren Alltag vielleicht komplett verändern werden, wie z.B. Geschirr aus Kartoffelstärke, Mais und Weizen oder Fasern aus Bananenstauden für eine Vielzahl von Consumer Produkten. Es gibt einen Shop und ein Café.

Tourismusinfo, Vesterbrogade 4, 1620 Kopenhagen, Tel. +45 70 22 24 42:  effizient und sehr hilfreich.

Transport: vom Flughafen Kastrup fährt die Metro direkt in die Innenstadt. Wenn man  während des Aufenthaltes die öffentlichen Verkehrsmittel auch in der Stadt benutzen möchte oder wenn man in einer Gruppe reist, kauft man am Besten für 145 Kronen ein "Blat klippekort" für 2 Zonen und 10 Fahrten.

Die Jaegersborggade in 2200 Kopenhagen: eine tolle Strasse mit vielen Geschäften und Restaurants (Manfreds, Relae, Meyers Bageri). Auf jeden Fall einen Besuch wert!

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Comments

  1. Patricia
    13.08.2012

    Ohhh, ich liebe Kopenhagen! Ich war vor 3 Jahren dort und habe in der Ravnsborggade gewohnt. :-) Bei der kleinen Meerjungfrau hast du auch wirklich nichts verpasst, sie ist winzig und total unbeeindruckend.

  2. Birgit
    13.08.2012

    @Patricia: Ich war ganz bestimmt nicht zum letzten Mal dort. Die Stadt hat mir super gefallen.

  3. annette
    13.08.2012

    das bestätigt mich in meinem Wunsch, unbedingt mal nach Kopenhagen zu wollen! :) ist gemerkt und wird hoffe ich bald wieder rausgesucht zum Tipps mitnehmen :)
    danke lg
    annette

  4. Ariane
    14.08.2012

    Da bekomme ich gleich Lust wieder meine Koffer zu packen und in die weite Welt zu reisen. Zu doof, dass ich gerade erst zurück aus Frankreich gekommen bin. Kopenhagen steht trotzdem auf meiiner Reise-Wunschliste. Danke für die schönen Eindrücke und Empfehlungen!

  5. katha
    14.08.2012

    sehr gerne! und das mit der butterdose ist ein bisserl spooky: wir haben nämlich im laden der herstellerin (souterrain) ebenfalls eine dieser butterdosen (ohne aufdruck) in zwei grüntönen für eine liebe freundin mitgebracht...

  6. Birgit
    14.08.2012

    @annette: bitte gerne!;)
    @Ariane: Verreisen kann man nie genug und Kopenhagen lässt sich auch im Frühjahr und Herbst gut erkunden!
    @katha: Die Butterdose mit Aufdruck und gelbem Deckel hatte ich im Corfixen ins Herz geschlossen. Das Geschäft im Souterrain hat mir dann nicht so gefallen. In derselben Strasse gab es noch so ein nettes Geschäft einer Porzellan-Künstlerin, deren Sachen es aber auch im Ilhums Bolighus und im Corfixen gab. Irgendwie schliesst sich der Kreis in der Stadt immer wieder.

  7. Eva @ 1 Big Bite
    14.08.2012

    Mein letzter Besuch in Kopenhagen ist schon Jahre her! Wird Zeit mal wieder vorbeizufliegen. Danke fuer den ausfuehrlichen Bericht.

  8. caro
    21.08.2012

    Oh, wie toll. Hab den Artikel gleich bei mir abgespeichert und wenn es irgendwann mal nach Kopenhagen gehen sollte (und das sollte es bald) – dann werd ich die ganze Liste "abarbeiten". Vielen lieben Dank!

  9. Juliana
    21.08.2012

    Kopenhagen steht schon länger auf meiner Reise-Wunschliste. Danke für die tolle Zusammenfassung!

  10. Julia
    24.08.2012

    Eben recherchiere für eine mögliche Kopenhagenreise im Herbst, schau noch mal auf meinen Foodblogs vorbei und was sehe ich - diesen Blogpost. Er bestärkt mich darin, dass ich unbedingt dorthin will. Eines würde mich noch interessieren: Wie hieß denn deine nette Unterkunft?

  11. Birgit
    24.08.2012

    @Julia: Ich habe hier übernachtet https://www.airbnb.de/rooms/69440 Ein sehr einfach eingerichtetes Appartment, das Bad winzig, sehr gute Lage. Mir hat es gefallen. Viel Spass in Kopenhagen!

  12. Pingback: Die einfachste Art Eiweiss zu verwerten, Teil II – Bosnischer Kuchen | Cosycooking

  13. Lars
    2.07.2013

    Habe gestern Abend die Flüge gebucht. Dein Beitrag ist zwar schon bald ein Jahr alt, hat mich aber sehr begeistert und wurde sofort "ver-evernotet".
    Ich gehe auch einfach mal davon aus, dass die enthaltenen Infos auch diesen August noch aktuell sind ;-)
    Vielen Dank für die Tipps!!!

  14. Birgit
    2.07.2013

    @Lars: Das die Tipps jetzt gut ein Jahr später immer noch aktuell sind - davon gehe ich auch aus. Viel Spass in Kopenhagen!

  15. Lars
    4.07.2013

    @Birgit: Vielen Dank! Ich freue mich schon - ein paar Wochen muss ich mich allerdings noch gedulden...

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