Cosycooking

(Deutsch) Pitta Pugliese - Kartoffelauflauf auf apulisch

Ich bin ohne Gerichte die Tomatensauce als Zutat haben aufgewachsen. Meine Mutter hatte Tomatensauce gehasst. Jene ihrer Kindheit war in erster Linie viel zu süss. Alleine der Gedanke daran lässt sie bis heute erschaudern. Es gab also keine Pasta mit Tomatensauce, keine Lasagne und Spaghetti Bolognese habe ich erst am Mittagstisch des Halbinternats jener Schule kennengelernt, in die ich mit 15 kam. Mit heutigen kulinarischen Massstäben, war das kein Highlight, aber ich habe mich jedes Mal tierisch gefreut, wenn sie auf den Tisch kam.

DIE Tomatensauce-Offenbarung gab es für mich ein paar Jahre später, Ende der 80er Jahre in Rom. Ein paar Monate vor der Matura stand die letzte Schulreise, die erste ins Ausland, auf dem Programm. Eine Woche in der ewigen Stadt. Übernachtet haben wir in einem Kloster. Das Frühstück war, wie die Ausstattung spartanisch. Zum Abendessen gab es die typisch italienische Speisenfolge. Ich kann mich nicht bis ins Detail daran erinnern was es gab. Es waren einfache aber sehr geschmackvolle Gerichte. Mein Favorit? Wenn als Primi Piatti jeden Abend nach einem langen Tag Pasta mit einer simplen Tomatensauce auf den Tisch kam. Das war Tomatensauce - frisch, fruchtig und würzig. Wenn ich typisches italienisches Essen mit einem Satz beschreiben müsste, es wäre diese Tomatensauce.

Mittlerweile ist auch nördlich der Alpen Tomatensauce in fast keinem Haushalt mehr wegzudenken und auch meine Mama mag sie inzwischen sehr gern. Letzten Sommer haben der Mitbewohner und ich 20 kg Bio-Tomaten eingekocht. Jetzt Ende März haben wir noch 4 Flaschen übrig. Es wird also knapp bis ca. Mitte Mai die ersten Tomaten aus heimischem Anbau auf den Markt kommen. Etwas das ich im Gegensatz zur Tomatensauce aus meiner Kindheit mitgenommen habe und bis so heute so handhabe: die ersten frischen Tomaten kaufe ich im Mai und die letzten im Oktober.  Dazwischen gibt es nur die eingemachte Variante. Mir ist mein Geld zu schade für Ware, die im Winter durch halb Europa gekarrt wird und geschmacklos, begast und mit Pestiziden vollgespritzt in den Supermarktregalen landet. Deshalb verzichte ich die paar Monate darauf und freue mich umso mehr auf den Frühsommer.

Eines der vielen italienischen Gerichte mit Tomatensauce ist Pitta Pugliese. Eine ehemalige Arbeitskollegin mit italienischen Wurzeln hatte mir immer wieder begeistert von ihren Kreationen erzählt. Da war sie in ihrem Element und nicht mehr zu bremsen. Eines war die apulische Pitta. Rezept hat sie keines mitgeliefert, aber ich habe ihre Angaben zur Hand genommen und ein eigenes Rezept erstellt. Es ist wie so vieles, vielseitig abzuwandeln. Man kann einen Teil des Mehls durch Hartweizen ersetzen. Die Tomatensauce zusätzlich zu Oliven und Kapern noch durch Gemüse verfeinern, z.B. Stangensellerie. Man kann den Auflauf wie eine Pizza backen und den Kartoffeldeckel weglassen und z.B. auf die Tomatensauce etwas Ricotta oder Ziegenkäse geben. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Ach ja, es gibt noch etwas das bei meinen Eltern nicht sehr geschätzt war - Vanillesauce. Die gab es zu Hause auch nie. Im Gegensatz zur Tomatensauce mache ich die auch heute nie selber. Lustigerweise schlage ich aber beherzt zu, wenn sie irgendwo angeboten wird. Das sollte ich demnächst mal ändern, denn ich mag sie unheimlich gerne.

PITTA PUGLIESE - Rezeptquelle: eigenes Rezept

Zutaten für 2 - 4 Personen (je nach Hunger)

  • 350 Gramm festkochende Kartoffeln mit Schale
  • 160 Gramm Eiweiss
  • 1 Prise Salz
  • 1 Esslöffel Olivenöl
  • 2 Stück Frühlingszwiebeln, inklusive Stängelgrün
  • 250 Gramm Tomatensauce
  • 3 Esslöffel Kapern, das sind ca. 15 Gramm
  • 15 Gramm schwarze Oliven ohne Kern
  • eine Handvoll Petersilie
  • geriebener Parmesan und Semmelbrösel zum Bestreuen
  • Salz (ich habe Fenchelsalz genommen)
  • Pfeffer aus der Mühle
  • Muskatnuss

  1. die Kartoffeln mit der Schale weichkochen
  2. Olivenöl in einer beschichteten Pfanne erhitzen
  3. Frühlingszwiebeln fein schneiden und weich dünsten
  4. Kapern und Oliven fein hacken und zu den Frühlingszwiebeln geben
  5. Tomatensauce dazugeben und mit Salz und Pfeffer würzen
  6. Petersilie fein hacken
  7. Backofen auf 190° C vorheizen
  8. eine ca. 25 x 18 cm grosse Auflaufform mit Olivenöl einpinseln
  9. die weichen Kartoffeln schälen und mit der Flotten Lotte (feines Sieb) passieren (wie für Kartoffelpüree)
  10. Kartoffeln etwas überkühlen lassen 
  11. Eiweiss mit einer Prise Salz steif schlagen
  12. zuerst die halbe Eiweissmasse vorsichtig mit einem Schneebesen unter die Kartoffeln heben
  13. dann den Rest unterheben
  14. Masse mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen
  15. Hälfte der Kartoffelmasse in die Auflaufform geben und glatt rühren
  16. gehackte Petersilie in die Tomatensauce geben kurz unterrühren und auf der Kartoffelmasse verteilen
  17. restliche Kartoffelmasse auf die Tomatensauce geben und vorsichtig verrühren. Von der Tomatensauce sollte nichts mehr zu sehen sein. Am Besten funktioniert es, wenn man die Kartoffelmasse mit dem Löffel schön gleichmässig verteilt und dann ausstreicht, oder diese mit einem Spritzsack auf die Tomatensauce gibt.
  18. geriebenen Parmesan mit den Semmelbröseln verrühren und auf den Auflauf streuen
  19. auf der mittleren Schiene des Backofens ca. 40-45 Minuten backen bis die Kruste goldbraun ist

Dazu schmeckt ein grüner Wintersalat.

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Comments

  1. Eline
    26.03.2013

    Mit den Tomaten halte ich es so wie du. Allerdings bin ich keine Einkocherin und gönne mir für Saucen im Winter den Luxus von Bio-Pellati von Mazano-Tomaten.
    Ich habe trotz meiner grossen Leidenschaft für italienische Küche noch nie Pitta Pugliese gegessen - dank deinem Rezept wird das bald nachgeholt.

  2. Birgit
    26.03.2013

    @Eline: Ich mache es so, weil es bei uns zu Hause immer so war. Keine Tomaten im Winter. Reine Gewohnheit. Ohne eingekochte Tomaten könnte ich aber nicht sein. Pitta Pugliese ist ein sehr einfaches Alltagsgericht. Ich als Kartoffelfan mag es sehr gern.

  3. WildeHenne
    28.03.2013

    Bei uns gibt es von Oktober bis Juni auch keine Tomaten, resp. es gibt wie bei Dir selbst gekochter Sugo aus dem Glas. Eine Kindheit ohne Tomatensauce... das ist hart. Aber ohne Vanillesauce auch.

  4. multikulinaria
    3.04.2013

    Obwohl ich Kartoffeln liebe, verarbeite ich sie doch recht einseitig. Da kommt mir dein Rezept für Pitta Pugliese sehr gerufen. Sieht toll aus! An recht süßliche Tomatensoße kann ich mich aus meiner Kindheit auch erinnern. Aber ganz ohne? Da hattest Du ja eine entbehrungsreiche Kindheit.... ;-)
    Tomaten für die kalten Monate einkochen steht auf meiner To-Do-Liste auch weit oben. Nur wo soll ich die in meiner kleinen Wohnung lagern?

  5. Dani
    3.05.2013

    Haha, meine Oma "würzt" ihren Teller Nudeln mit Tomatensoße grundsätzlich mit einem ordentlichen Teelöffel Zucker nach. Immer! Dein Rezept klingt toll!
    Herzliche Grüße,
    Dani

  6. Luca
    14.05.2013

    Ich liebe Tomatensauce...Auf meiner Reise habe ich wegem schmalem Geldbeutel ständig Pasta mit Tomatensauce gegessen, es wundert mich aber sie wurde mir nie überdrüssig, wobei süße Tomatensauce echt schlimm ist :D Kartoffelauslauf klingt gut, werde das demnächst mal testen.
    Luca

  7. Eva
    24.02.2014

    Du hast geschrieben, dass ein Teil des Mehles durch Hartweizen ersetzt werden kann. Nur habe ich kein Mehl in der Zutatenliste gefunden.
    Will die Pitta demnächst machen, freu mich schon drauf!
    Eva

  8. Birgit
    24.02.2014

    @Eva: Danke für den Hinweis. Ich habe den Satz entfernt. Ich hatte die Pitta ursprünglich mit verschiedenen Mehlen in verschiedenen Anteilen gemacht und dann schlussendlich gänzlich darauf verzichtet. Ich wünsche dir gute Gelingen!

  9. Shu
    25.04.2014

    Danke fürs Teilen des Rezepts! :) Das klingt sehr lecker (und sieht auch unwiderstehlich aus), werde das bei Gelegenheit nur zu gerne ausprobieren. Kleine Frage: Ist das Eiweiss zwingend notwendig?
    Liebe Grüsse
    Shu

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