+++Zurück zu Hause nach 22 Tagen Kuba. Nein, wir sind nicht nur faul in der Sonne gelegen, wie das Hausschwein im Viñalestal, dass ich bei seinem Mittagsschläfchen etwas aus der Ruhe gebracht habe. Mit aufgestellten Ohren und lässig blinzelnd hat es mich nicht aus den Augen gelassen. Es war eine Reise abseits von Strand und Salsa. Wir sind mit dem Mietauto durch West- und Zentralkuba gereist und haben Land und Leute kennengelernt, bei Familien gewohnt und einen klitzekleinen Eindruck bekommen, wie das alltägliche Leben der Menschen funktioniert, wenn es denn funktoniert. Mit welchen Problemen und Widrigkeiten die Menschen tagtäglich zu kämpfen haben. Wir haben viel gefragt und erstaunlich offene Antworten erhalten. Wir waren an Orten, wo wir gar nicht mehr wegwollten und an solchen wo uns der Abschied nicht schwerfiel. Wir sind gemächlich gereist, sind verweilt, haben uns Zeit genommen. Wir haben die unkubanischsten aller kubanischen Orte links liegen gelassen. Über unsere Reise werde ich die nächsten Wochen noch mehr berichten. Nachfolgend zum Einstieg ein paar Reisesplitter.+++
+++Das Wichtigste überhaupt: Essen und Trinken hält die Reiseseele zusammen. Ersteres war einfach, gut, jedoch wenig abwechslungsreich - Fisch, Garnelen, Langustenschwänze, Schwein oder Huhn standen zur Auswahl. Immer und überall. Immer die gleiche Zubereitung, immer die gleichen Beilagen. Wenn man neugierig ist und nachfrägt, bekommt man statt Reis aber auch mal Yucca, Kartoffeln oder Bohnen mit Reis aufgetischt. Wir haben ausschliesslich in Casa Particulares übernachtet, also bei Familien die eine Lizenz zur Zimmervermietung haben. Und bis auf Havana haben wir auch bei diesen Familien gegessen - Frühstück und Abendessen. Das Ganze spült man bei heissen 30° C mit einem kühlen Bier hinunter oder trinkt einen Mojito, Daiquiri oder eine fruchtige Piña Colada dazu.+++
+++Die Kubaner haben auf der weltgemeinschaftlichen Zeitreise in die Zukunft irgendwann vor langer Zeit eine veritable Vollbremsung hingelegt. Lost in travels through time - die Vergangenheit omnipräsent, die Zukunft in Ansätzen mit beschränktem Zugang sichtbar. Beim "Barbero" dem Herrenfriseur habe ich beim Warten auf HP diesen Schnappschuss gemacht. Zwei junge Kubaner checken ihre SMS. Ein extrem seltenes Bild - in Havanna ab und zu in der Öffentlichkeit sichtbar, auf dem Lande praktisch nie. Bei Internet und E-Mail - für uns eine tägliche Selbstverständlichkeit - heisst es für 99% der Kubaner offiziell weiterhin: Acceso prohibido - Zugang verboten. Aber auch dafür gibt es, wie für alles in Kuba, einen Schwarzmarkt.+++
+++Ich habe DAS Foto, für das ich 10 andere hergeben würde, nicht gemacht. Am ersten Tag in Guanabo an einem wackeligen Marktstand: ein roter, gut gepflegter 50er Chevrolet fährt mit 4 Männern vor. Der Kofferraum wird aufgemacht und zum Vorschein kommt - ein unverpacktes, geschlachtetes Schwein, das schnell ausgeladen und in den Marktstand gebracht wird. Ich war zu zögerlich, zu untenschlossen, zu zurückhaltend. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass man von einem Kubaner bei der Frage, ob man ein Foto machen darf ein freundliches: "Si, como no" hört. Ein Nein gab es nie.+++
+++Kuba, das Land der Improvisierer, der Fahrradfahrer, der Singvögelhalter, der Automechaniker, der Sänger, der Torten-nach-Hause-Träger, der Pferdefuhrwerkfahrer, der Softeisschlecker, der Rumtrinker, der Salsatänzer, der Zigarrenraucher, der Lebenskünstler, der Ochsengespannanfeuerer, der trotz-allem-nach-vorwärts-Schauer...+++
Fortsetzung folgt...
21.03.2012
Oh wie schön. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Schön auch, dass die Kubaner was das Fotografieren betrifft so offen sind. In Marokko habe ich da was anderes erlebt, da wurde teilweise unfreundlich abgelehnt (was ja an und sich in Ordnung ist, aber der Ton macht die Musik) oder die offene Hand hingehalten. Auch verständlich für mich aber sehr befremdlich.
21.03.2012
Wunderschöne Bilder!
Ich war vor über 10 Jahren selbst auf Kuba, aber da ich damals selbst noch sehr jung war, kann ich mich nur an wenig erinnern und mit dem Mietauto ging es auch nicht durchs Land , aber immerhin durchs Land und nicht nur an den Strand.
Viele Grüße, Lena
21.03.2012
@zorra: Es ist total unkompliziert. Eine Dame hat mir gesagt, dass ich ihr Foto unbedingt ins Internet stellen muss;)
@Danke, Lena. Ich bin froh, das wir mit dem Mietauto unterwegs waren. Die Reise mit Bussen wäre sehr zeitraubend gewesen. Das Motto "durchs Land und nicht nur Strand" finde ich sehr gut;)
21.03.2012
Ach, so schöne Bilder - vor allem das Schwein im Gatsch sieht toll aus. Mein lieber Mitkoch ist schon ganz neidisch, der möchte schon seit Jahren nach Kuba, aber es kommt uns immer was dazwischen ...
21.03.2012
@Die Küchenschabe: Fand ich auch. Dementsprechend viele Fotos aus allen Pespektiven habe ich von der Sau gemacht;) Das war bei mir auch so. Seit Mitte der 90er wollte ich auf die Insel. Hat also auch eine halbe Ewigkeit gedauert.
24.03.2012
Willkommen zurück!
Ich freue mich auf weitere wunderschöne Bilder und auf eine erholte Birgit!
25.03.2012
@Danke Micha: Erholt? Na ja, diese Art von Reisen verlangt auch einiges von einem ab und ist nicht so wirklich erholsam aber sehr informativ und bereichernd.
27.03.2012
Freue mich auch schon darauf mehr zu sehen! Viel mehr bitte!
3.04.2012
kuba hat mich nie gereizt, bis zu deinen bildern und zeilen hier. wer hätte das gedacht!
3.04.2012
@katha: Danke. Aber das Essen halt...werde natürlich noch ein bisschen mehr darüber schreiben und stelle fest, dass ich grad zu einem etwas verklärten Blick zurück tendiere.
4.04.2012
geht mir bei indien genauso. vor ort: nie wieder. jetzt: naja, aber spannend und schön war das irgendwie doch...
10.04.2012
Tolle Fotos, tolle Farben und schöne Bildausschnitte!
Ich bin auch gespannt auf die Fortsetzung – richtig Lust auf Kuba habe ich bereits jetzt bekommen.
Viele Grüße!